Happy Birthday, liebe Dax!

Anno 1968 entstand in Japan nach dem schon 1961 von HONDA vorgestellten Minimotorrad „Monkey“ ein erster Prototyp eines Zweisitzers namens „Dax“. Ein wenig (also aus Monkey Sicht) größer geplant, was u. a. durch die Verwendung von 10“ bei der Dax anstatt 8“ Rädern wie bei der Monkey umgesetzt wurde. Keiner ahnte auch nur im Entferntesten den sensationellen Erfolg dieses von einem kleinen Einzylinder-Viertakt-Motörchen mit 50ccm angetriebenen lütten „Mini-Bikes“ in den folgenden Dekaden. Nur ein Jahr später begann die Serienproduktion der nun als offizielle Bezeichnung genannten „HONDA Dax ST 50“ als Kleinkraftrad und mit seiner innovativen Form erstaunte es Fachwelt als auch Kunden gleichzeitig. In den 1950er Jahren war der Pressstahlrahmen „angesagt“ und somit quasi Standard des Rahmenbaus beim Motorrad.

Eben in diese Dax ST 50 verpflanzte HONDA als seinerzeit führender japanische Motorradhersteller als Antrieb den erprobten Einzylinder-Viertakt-Motor der Honda SS 50 mit 4,5PS bei 9000 U/Min, der als sonorer Viertakter eben nicht die Ohren malträtierte wie so manch kreischender Zweitakter aus jener Epoche. Dazu gesellte sich ein via Fliehkraftkupplung und Schaltwippe links am Motor betätigtes Dreiganggetriebe anstatt das mittels konventioneller Handkupplung geschaltetes Fünfgang-Getriebe der Honda SS 50. Auf einen Kupplungshebel am linken der beiden Lenkerhälften konnte somit also verzichtet werden. Etwas ungewöhnlich war die Gangfolge der Honda Dax. „Normal“ liegt der erste Gang „unten“, wird also nach ziehen des Kupplungshebels mit der linken Fußspitze durch Druck nach unten auf den Schalthebel eingelegt. Beim Wechsel in den zweiten Gang wanderte der Fuß unter den Hebel und zog diesen einmal nach oben. Bei der Dax war es genau umgekehrt. Durch Hochziehen des vorderen Teils der Schaltwippe wurde die Fliehkraftkupplung betätigt und der erste Gang eingelegt (dies konnte auch durch Niederdrücken mit der Hacke des hinteren Teils der Schaltwippe geschehen). Aber Obacht, wer jetzt die Schaltwippe zu schnell „kommen“ ließ und dabei eilig schon am Gasgriff gedreht hatte, legte unfreiwillig einen „Wheelie“ hin und landete womöglich auf dem Hosenboden. Übung macht hier den Meister, wie überall im Leben. Hat man/frau es geschafft, ohne „abzusteigen“ die Dax in Fahrt zu bekommen, konnte der zweite Gang eingelegt werden. Hierzu musste zweimal(!) entweder hinten auf die Wippe getreten oder vorne den Hebel nach oben gezogen werden. Zum Einlegen des dritte Ganges reichte nun ein einmaliges Ziehen (vorne) oder Drücken (hinten) an der Schaltwippe.

Von der SS50 war ja schon bekannt, dass der Viertakt-Motor überaus drehfreudig ist. Um bei der Dax die wahnwitzig angegebene Höchstgeschwindigkeit von knapp 70 km/h zu schaffen, wurde der Gasgriff im dritten Gang bis zum Anschlag aufgerissen, der Oberkörper aerodynamisch gesenkt und der Motor drehte dann locker über 10.000 U/min – Respekt! Es empfahl sich übrigens vor Fahrtantritt ein Blick in den unter der Sitzbank im Rahmen versteckten Tank zu werfen. Mangels einer nicht vorhandenen Tankanzeige bewahrte einen dies vor einem möglichen „wer sein Fahrzeug liebt, der schiebt“ Erlebnis, da der Tank lediglich ein Fassungsvermögen von 2,5l (davon 0,5l Reserve) hat. Je nach Stellung des Gasgriffes, ob Berge oder nicht oder Ein-/Zweimannbetrieb reichte dies für 60-90km Fahrtstecke.

Die Dax als Mokick

Neben der schon beschriebenen Dax ST 50 wurde kurz darauf die Dax ST 70 von HONDA nachgelegt. Diese erhielt einen größeren Zylinder mit 72ccm sowie einen entsprechend angepassten Zylinderkopf und wurde mit einer Blinkanlage ausgestattet. Um die ST 70 in Deutschland legal auf öffentlichen Straßen fahren zu dürfen, benötigte der/die Fahrer/-in den „großen“ Motorrad Führerschein Klasse 1, da die 70er Dax hierzulande zulassungstechnisch als Kraftrad über 50ccm galt. Die Versicherungsprämie für Kleinkrafträder war damals recht üppig und ein Vielfaches von dem, was eine ST 70 bei der Versicherung kostete. Im Land der strengen Regeln und Vorschriften wurde daher über eine kostengünstigere (exklusive!) Lösung nachgedacht. So wurde eine ST 50 mit einer fliehkraftgesteuerten Drossel im Polrad der Zündanlage nebst anderer Kurbelwelle auf die seinerzeit maximale zulässigen auf 40 km/h für Mokicks umgerüstet und schon war die Honda ST 50G geboren. Nebenbei wurden dort ein längerer Gasschieber, eine kleinere Hauptdüse im Vergaser sowie ein Zylinderkopf mit geringerem Einlasskanal, kleineren Ventilen und einer „gezähmten“ Nockenwelle verbaut. Ergebnis: unglaubliche Vmax 38 km/h mit einer nie dagewesenen Beschleunigung! So gedrosselt konnte dann mit einem günstigen Moped-Versicherungskennzeichen gefahren werden. Bergauf wurde ab und an die eine oder andere ST 50GE im Zweimannbetrieb von „gut eingefahrenen“ Mofas überholt – da kommt Freude auf. Daher hält sich auch hartnäckig das Gerücht, dass kaum eine ST 50G sich nicht ihrer Drossel entledigt hätte und nun mit etwa 50-55km/h Endgeschwindigkeit den Mofas endlich zeigen konnte, wo der Bartel den Most holt.

Bis 1980 blieb die Dax als sogenannte 6V Version im Handel in Deutschland erhältlich, nach acht Jahren Produktionspause erschien dann ab 1988 die überarbeitete Version als AB23 mit 12V Lichtanlage, CDI-Zündung und einer vernünftigen Telegabel, bis 1994 dann der Verkauf in Deutschland eingestellt wurde. Bleibt zu hoffen, dass viele Eigner „ihre“ Dax hegen und pflegen, sie irgendwann in gute Hände von der nächsten oder übernächsten Generation weitergeben, damit die nächsten runden Geburtstage gefeiert werden können…

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